Henkel – vom Waschmittel- zum Konsumgüter-Konzern

Henkel ist eine weitere Erfolgsgeschichte eines deutschen Familienunternehmens. Henkel Produkte dürften in fast jedem Haushalt oder Büro zu finden sein und uns im Alltag immer wieder begegnen. Bevor wir über die künftigen Aussichten sprechen, wollen wir einen Blick in die Geschichte wagen.

Fritz Henkel gründete im Herbst 1876 in Aachen die Firma Henkel & Cie. zusammen mit Otto Dicker und Otto Scheffen, die beide bereits eine Fabrik für Wasserglas, ein wichtiger Rohstoff für Waschmittel und Bauindustrie, besaßen. Als erstes Produkt stellt Henkel ein Pulver-Waschmittel auf Basis von Wasserglas her, es wird als Universal-Waschmittel beworben und wird in handlichen Päckchen von 200 Gramm für 10 Pfennig angeboten – statt, wie bei Waschmitteln damals üblich, lose. Das Unternehmen wächst stark und verlegt 1878 seinen Sitz ins verkehrlich besser angebundene Düsseldorf. Als weiteres Produkt wird Henkels Bleich-Soda ins Programm aufgenommen, mit der weiße Wäsche nicht vergilbt sondern weiß bleibt. Henkel kann erste Exporterfolge in die Schweiz vermelden. Des Weiteren werden Glanzstärke, Putzpomade, Wäschebläue und Tee ins Programm aufgenommen. Alle Henkel-Mitarbeiter werden in der Gemeinsamen Ort-Krankenkasse Düsseldorf versichert, später erfolgt auch eine Altersversorgung über den Deutschen-Privat-Beamten-Verein.

1899 erzielt Henkel erstmals über 1Million Mark Umsatz mit seinen 79 Mitarbeitern und man expandiert an den Düsseldorfer Stadtrand Holthausen, im Zuge dessen wird eine Mittagsversorgung eingerichtet und erste Mitarbeiterwohnungen erbaut. Für die Wasserglasproduktion kann Henkel mit Degussa einen Großabnehmer gewinnen, auch die Düngemittel Martellin und Floral verkaufen sich gut. In dieser Zeit werden auch andere bekannte Marken wie das Metallputzmittel Sidol, Hans Schwarzkopf Shampoon, die Gesichtspflege Aok (Anhalt im Ostseebad Kolberg), die spanische Pflegemarke LaToja geboren, die allerdings erst später zu Henkel finden.

1907 ist der große Meilenstein für Henkel. Nach langwierigen Versuchen wird das erste selbsttätige Waschmittel namens Persil (Natriumperborat und Natriumsilikat) auf dem Markt gebracht. Persil reinigt die Wäsche selbsttätig ohne das bislang mühevolle und die Wäsche angreifende Reiben von Hand und kommt ohne extra Rasenbleiche aus, eine riesen Innovation und Sensation zu dieser Zeit.

Während des ersten Weltkrieges führen Lieferengpässe und Qualitätsmängel der Rohstoffe dazu dass Henkel an neuen Verfahren forscht. 1918 führt Henkel die Marke Sil als Nachspülmittel ein, 1920 folgt das Putz- und Reinigungsmittel Ata, 1921 erfolgt die Grundsteinlegung für eine neue Produktionsstätte in Genthin, in der zu DDR-Zeiten das heute bundesweit bekannte Spee Waschmittel hergestellt wurde. In Holthausen entsteht eine neue Leimfabrik, welche Malerleim Mala und Tapetenkleister Tapa auf Basis von Kartoffelmehl produziert. 1929 übernimmt Henkel die Firma Dr. Thompson Ernst Sieglin, die ebenfalls sehr erfolgreich Seifenpulver wie Ozonil mit dem Schwanen-Logo verkauft haben, weiteres Produkt ist der Bohnerwachs Gefest bzw. Seifix.

Während des zweiten Weltkrieges müssen die Waschmittel Persil und Fewa vom Marktgenommen werden. Schon vorher hatten die Nationalsozialisten Hugo Henkel entmachtet und Jost Henkel und Werner Lüps eingesetzt. In dieser Zeit entwickelt Henkel die Waschmittel für Großabnehmer Dixit und Duxil. Nach zahlreichen Bombenangriffen sind viele Produktionsstätten zerstört. Alle ausländischen Tochtergesellschaften und Markenrechte werden unter den Siegermächten aufgeteilt. Unter strenger Kontrolle der Briten darf Henkel schon bald wieder mit der Produktion von Waschmitteln, Reinigungsmittel P3, Wasserglas, Klebstoffen und Schuhpflegemitteln beginnen, der Henkel-Chemiker Paul Schulz wird vorübergehend Firmenchef, die Böhme Fettchemie wird von Chemnitz nach Düsseldorf verlegt, Henkel Genthin von den Sowjets enteignet.

1947 darf die Familie Henkel ihre Firma wieder übernehmen, in jenem Jahr kommt auch der Lederkleber Pattex auf dem Markt, kurz darauf die Waschmittel Perwoll und Lasil. Zum 75. Firmenjubiläum arbeiten mehr als 5400 Menschen bei Henkel, das Geschirrspülmittel Pril, damals noch als Pulver, und Haarfärbemittel Polycolor werden eingeführt. Heimwerkern dürfte Metylan bekannt sein, der Tapetenkleister kam 1953 auf den Markt, die Handseife Fa 1954, 1955 der Kontaktkleber Pattex, der Haushaltkleber Stabilit und der Metallkleber Metallon. 1961 übernimmt Konrad Henkel nach dem Tod von Bruder Jost die Geschäftsführung, von Poly erscheint die erste Heimdauerwelle Poly Lock, der WC-Reiniger Bif und der Haushaltreiniger dor, kurz darauf Somat für die Geschirrspülmaschine und das Insektenmittel Paral. Mit dem Erwerb des Klebstoffspezialisten Sichel wird zudem das Klebstoffgeschäft gestärkt, Sichel verfügt über einen der ersten Gewebeklebstoffe für die Humanmedizin. 1966 kommen Weisser Riese bzw. dato als Spezialwaschmittel für weisse Wäsche auf dem Markt. Zum 90 jährigen Jubiläum beschäftigt Henkel in Holthausen mehr als 12000 Menschen, der Umsatz beträgt rund 1,4Milliarden DM. In den Folgejahren kommen der Prit Klebestift, WC-Frisch, der Weichspüler Vernell, Creme 21, Fa Schaumbad und Deo, das Handgeschirrspülmittel Dixi, die Zahncreme Perdent und Thera-med und der Haushaltreiniger Der General auf dem Markt. Durch eigenes Wachstum und Übernahmen beträgt der Henkel-Umsatz 1976 zum Hundertjährigen bereits über 5,1 Milliarden DM. 1983 wird die Hautpflegemarke Aok übernommen, 1988 überspringt der Konzernumsatz die 10 Milliarden Mark. 1990 werden die Waschmittelwerke Genthin (Spee)wieder Teil von Henkel, ein Jahr später übernimmt Henkel Teroson, einen Spezialisten für Klebstoffe und Oberflächentechnik. 1995 übernimmt Henkel Hans Schwarzkopf mit den Marken Schauma, Drei Wetter Taft, Gliss, Bac, Kaloderma, Hattric.

Das Produktangebot wird immer weiter entwickelt und aufgefächert. Dabei werden auch ökologische Aspekte und Aktionärsrechte berücksichtigt. 1996 wird Henkel für sein Investors Relation ausgezeichnet, kurze Zeit später erhält man einen Ökologie-Preis und wird in den Nachhaltigkeitsindex DJ Sustainability Index aufgenommen. Im Jahr 2000 wird Henkel offizieller Klebstofflieferant für das Space Shuttle Raumschiff, konzernweit beschäftigt man inzwischen 61000 Mitarbeiter weltweit, Ulrich Lehner übernimmt das Ruder bei Henkel. Im Jahr 2004 kommt es zu größeren Übernahmen der US-Mitbewerber Dial (Körperpflege) und ARL (Haarpflege) u.a. auch der US-Trendmarke Got2b, kurz darauf noch von Right Guard.

Im Jahr 2007 bündelt man die Geschäftsbereiche zu Laundry & Home Care, Beauty Care und Adhesive Technologies. 2008 erwirbt man die Klebstoff- und Elektroniksparte von Starch Akzo Nobel, die bis dato größte Akquisition. Ein anderer Meilenstein, in Dubai wird der größte Parkettboden der Welt im Burj Khalifa mit Henkel Klebstoffen verklebt. Zum 111. Schwarzkopf Jubiläum kommt die erste ammoniakfreie Coloration auf dem Markt, die Beauty-Care Marke Syoss wird im Einzelhandel eingeführt. Im Automobilbau ersetzt immer häufiger Kleben das bisherige Schweißen, davon kann Henkel profitieren und geht Joint Venture mit BASF ein. 2016 hat man seine Stellung in den USA gestärkt und den Waschmittelhersteller Sun Products übernommen.

Im Jahr 2016 erzielte Henkel mit 51000 Mitarbeitern weltweit 18,7 Milliarden Euro Umsatz und dabei einen Gewinn von 3,2 Milliarden Euro, was einem Gewinn pro Aktie von 5,36Euro entspricht. Die Dividende pro Aktie stieg in den letzten fünf Jahren von 0,95Euro auf 1,62Euro je Aktie. Die Dividendenrendite ist jetzt nicht sehr hoch, das Unternehmen ist auch nicht besonders günstig bewertet, aber die langfristige nachhaltige Unternehmenspolitik mit den vielen bekannten Marken und hohen Margen und attraktive Akquisitionen sprechen für das Unternehmen. In den Medien wird oft die Vorzugsaktie erwähnt, für langfristig handelnde Privatanleger ist aber eher die Henkel-Stammaktie interessant, da sie billiger ist und eine höhere Dividendenrendite bietet.

1997 hat Henkel zusammen mit der DWS den Löwen-Aktienfonds aufgelegt um die Vermögensbildung bei den Arbeitnehmern besser zu fördern. Der Fonds investiert weltweit in große bekannte Unternehmen und konnte seit Beginn eine durchschnittliche Rendite von 7,9% jährlich erzielen und hat nur sehr geringe Kosten. Der Löwen-Aktienfonds ist auch für Nicht-Henkel-Mitarbeiter erhältlich und vor allem bei VL-Sparern sehr beliebt.

Vor wenigen Wochen ist Gabriele Henkel, die Ehefrau des langjährigen Firmenchefs Konrad Henkel, verstorben. Sie war vor allem als Kunstmäzenin bekannt und für ihre kunstvollen Tischdekorationen, die zahlreiche Berühmtheiten aus aller Welt in ihrem Haus zu besonderen Anlässen bewundern durften. Auch heute noch ist die Familie Henkel der wichtigste Ankeraktionäre der Firma und hat dies auch für die Zukunft fest zugesagt. Dies spricht ebenfalls für eine weiterhin gute nachhaltige Unternehmensentwicklung.

Die Deutschlandrente ist via Indexfonds in Henkel investiert. Die Kurzinformation ist jedoch nicht als Kauf- oder Verkaufsempfehlung zu verstehen, sondern dient lediglich zur allgemeinen Information.
(Quelle Henkel Historie: Henkel Chronik 140 Jahre).

thyssenkrupp – vom Stahlkocher zum Technologiekonzern

thyssenkrupp hat bereits eine bewegende Geschichte hinter sich und macht auch aktuell durch die Ausgliederung der Stahlsparte wieder von sich reden. Der Konzern entstand 1999 durch den Zusammenschluss der ehemaligen Familienunternehmen Thyssen und Hoesch-Krupp, deren Ursprünge gehen jedoch bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Die Familie Hoesch begann Anfang des 19. Jahrhunderts mit mehreren metallverarbeitenden Betrieben in der Eifel unternehmerisch tätig zu werden. Leopold Hoesch und seine Söhne und Vetter gründeten 1871 in Dortmund im aufstrebenden Ruhrgebiet mit seinen reichhaltigen Kohlevorkommen die Eisen- und Stahlwerk Hoesch AG. Das Unternehmen überstand einige Aufs und Abs und konnte durch Übernahmen weiter wachsen und fusionierte 1966 mit der Dortmund-Hörder Hüttenunion, was Hoesch zu dieser Zeit zum größten Arbeitgeber in der Region machte, fast jeder 5. Arbeiter war ein Hoeschianer. Heute kann an der Westfalenhütte im Hoesch-Museum http://www.pixelkontor.de/virtur/VR360Hoesch-Museum/ der damalige Auf- und Abstieg der Stahlindustrie nachvollzogen werden. Hoesch gehörte zu den ersten die bereits 1957 zusammen mit Anderen eine Softwarefirma, die mbp, gründeten, die heute zu EDS/Hewlett Packard gehört. Etwas bekannter dürfte die Hoesch-Tochter O&K Orenstein & Koppel sein, die viele Jahre lang Feldbahnen, Radlader und Bagger für den Bergbau aber auch Rolltreppen für viele Kaufhäuser gebaut haben. Durch eine feindliche Übernahme im Jahr 1991 durch Krupp endete die Eigenständigkeit der Hoesch AG.

Die Geschichte der Krupp AG begann 1811 als Friedrich Krupp zusammen mit seinen Brüdern die Gussstahlfabrik in Essen gründete. Bereits 1799 hatte Helene Amalie Krupp die Gutehoffnungshütte erworben. Krupps Ansehen stieg durch einen Auftrag vom preußischen Münzamt, wichtigste Produkte waren aber zunächst Schneidwerkzeuge, Sägen und Klingen. Nach dem Tod Friedrichs übernahm der Sohn Alfred das Zepter. Das Wachstum der Eisenbahn befeuerte auch die Geschäfte von Krupp, der von Krupp entwickelte nahtlose Radreifen war bahnbrechend und Krupp beschäftigte Mitte des 19. Jahrhunderts mehr als 1000 Menschen, um 1870 gehörte Krupp zu den größten Industrieunternehmen Europas. Das starke Wachstum führte dazu, dass Krupp für seine Arbeiter Wohnungen baute, und auch eine der ersten Betriebs-Krankenkassen und Pensionskasse gründete. Auch in den Folgejahren wuchs Krupp weiter kräftig, 1910 arbeiteten bereits über 67000 Menschen für den Krupp-Konzern, allein die Fläche des Werksgeländes in Essen soll 5 Quadratkilometer groß gewesen sein. Nach dem 1. Weltkrieg, in dem Krupp vor allem Rüstungsgüter herstellte, wurden dem Unternehmen zahlreiche Geschäfte untersagt, man konzentrierte sich zunächst auf den Lokomotiven- und Waggonbau mit rund 25000 Arbeitern. Durch die Wiederaufnahme der Rüstungsgüterproduktion vor und während des 2. Weltkrieges wuchs das Unternehmen wieder stark und beschäftigte mehr als 100000 Menschen. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach war begeisterter Segler und holte 1936 mit seiner Crew die olympische Bronzemedaille. Das Krupps Werksgelände wurde während des Krieges weitgehend zerstört bzw. von den Alliierten abgebaut. Der Wiederaufbau der Firma ist weitgehend mit dem Namen Berthold Beitz verbunden, der die Krupp AG wieder zu einem führenden Stahlproduzenten formte. 1999 erfolgte die Fusion mit Thyssen.

1867 gründet August Thyssen in Duisburg mit den wallonischen Industriellen Bicheroux die heute nicht mehr existierende Firma Thyssen, Fossoul & Co.. Die Firma stellte Bandeisen her, das für Fassreifen, zum Beschlagen von Kisten, zum Packen von Ballen u. a. m. verwendet wird. Nach nur vier Jahren verlässt Thyssen das Unternehmen, um sich selbstständig zu machen. Zusammen mit seinem Vater gründet August Thyssen am 1. April 1871 in Styrum bei Mülheim an der Ruhr die Firma Thyssen & Co., die zunächst Bandeisen walzt. Nach dem Tod des Vaters 1877 tritt Augusts jüngerer Bruder Joseph in das Unternehmen ein. Thyssen & Co. betreibt zunächst nur ein Stahl- und Bandeisenwalzwerk. In der folgenden Zeit erweitern die Brüder ihr Mülheimer Werk um ein Stahlwerk, ein Röhren- und ein Blechwalzwerk mit Verzinkerei, eine Gießerei und eine Maschinenbauabteilung. Heute gehört das Werk zur Mannesmannröhren-Werke AG als Teil der Salzgitter AG. Nach und nach kauften die Thyssen-Brüder Anteile an der Steinkohlenzeche Deutscher Kaiser und übernahmen diese 1891 komplett, um diese zu einer Hüttenzeche auszubauen und Stahl- und Walzwerke zu errichten, welche sich auch heute noch in Hamborn/Duisburg befinden. Das starke Wachstum und Arbeitskräftemangel führte dazu dass auch die GDK Gewerkschaft Deutscher Kaiser, Thyssen Wohnungen für ihre Arbeiter bauen ließ. Nach dem ersten Weltkrieg, bei dem auch Thyssen Rüstungsgüter produzierte, wurden die Auslandsbeteiligungen enteignet. Überkapazitäten und der Tod August Thyssens führten letztlich zur Fusion zu den Vereinigte Stahlwerke AG im Jahr 1926. Nachdem sich Fritz Thyssen gegen die Politik des Deutschen Reiches stellt, wird er inhaftiert und seine Beteiligung verstaatlicht, durch diesen Staatseinfluss wird die Rüstungsproduktion in den Vereinigten Stahlwerken ausgebaut. Ende des zweiten Weltkrieges wird die Thyssenhütte stark beschädigt, die noch funktionierenden Betriebsteile werden 1947 von den Alliierten demontiert und die Vereinigten Stahlwerke liquidiert. Nach dem Wegfall der Produktionsbestimmungen konnte 1951 der erste Hochofen der Thyssenhütte wieder angefahren werden, und 1953 als August Thyssen- Hütte AG wieder neu starten. Zunächst lag der Schwerpunkt auf Halbzeug, Profil- und Flachstahl, später kam Walzdraht und Stabstahl, sowie nach der Übernahme der Deutsche Edelstahl, auch Edel- und Qualitätsstähle dazu. Durch weitere Übernahmen ist Mitte der 1960er Jahre die August Thyssen-Hütte AG der größte europäische Rohstahlerzeuger und steht mit ihrer Rohstahlproduktion weltweit an fünfter Stelle. Die Fusion 1973 von August Thyssen-Hütte AG und Rheinstahl AG verstärkt die Erzeugungs- und Verarbeitungskapazitäten von Eisen, Stahl und Edelstahl, gleichzeitig etabliert sie eine umfangreiche, konzerneigene Industriegüterfertigung mit den Bereichen Lokomotiv-, Maschinen-, Schiff- und Waggonbau sowie Bau- und Wärmetechnik, eine Entwicklung zum Mischkonzern beginnt, um die Konjunkturabhängigkeit vom Stahl abzufedern. Später wurden u.a. der Automobilezulieferer Budd, der Werkzeugmaschinenhersteller Giddings & Lewis und Aufzughersteller Dover Elevators übernommen, die sich sehr gut mit den eigenen Aufzugsfirmen Rheinstahl Eggers-Kehrhahn Hamburg und R. Stahl Stuttgart ergänzten. Im Rahmen einer Umstrukturierung führt dies 1996 zur Konzentration auf die Kerngeschäftsfelder Aufzüge, Automobilzulieferungen, Flachstahlerzeugung, Produktionssysteme und der Werkstoffhandel und zu einer Portfolio-Bereinigung durch den Verkauf einiger Unternehmen. 1997 beginnen Fusionsverhandlungen mit Krupp, die 1999 durch den Handelsregistereintrag vollendet wird.

Ein Meilenstein der neuen thyssenkrupp AG ist sicherlich die Jungfernfahrt des hochgelobten Transrapid im Jahr 2002 im chinesischen Shanghai, aber auch eine Niederlage für den Wirtschaftsstandort Deutschland, wo man es jahrelang nicht geschafft hat die Hightech-Magnetschwebebahn durchstarten zu lassen. Ein weiteres Beispiel für die Wandlung zum modernen Technologiekonzern ist die Aufzugsparte, die weltweit hohe Anerkennung genießt und weiter hohes Wachstum verspricht. Zusammen mit der Deutschen Post arbeitet man an einem Elektro-Transporter mit dem die Pakete emissionsfrei zu den Haushalten transportiert werden können. Die thyssenkrupp Bilstein liefert das Fahrwerk, zeigt aber auch im Motorsport wie in 24-Stunden-Rennen oder Nascar-Rennen seine Qualität. Auch für den Elektroautopionier Tesla baut Bilstein Fahrwerksteile. Für verschiedene Autohersteller ist thyssenkrupp Lieferant von Nockenwellen, Kurbelwellen, verschiedenen Werkstoffen und hat besondere Kompetenzen im Leichtbau und hochwertigen Stählen. Auch für die Luftfahrtindustrie liefert man leichte und hochfeste Materialen, wie auch für die Bauindustrie hochfeste Stähle. Im Bereich der Elektromobilität entwickelt man neue Batteriekonzepte und die Wasserstoff-Elektrolyse. Bei Windrädern sind die Großwälzlager ein wichtiges Bauteil. Auch in diversen Haushaltsgeräten oder Verpackungen findet man thyssenkrupp Produkte wieder. Im Bereich Schiffbau ist thyssenkrupp einer der führenden global agierenden Systemanbieter für U-Boote und Marineschiffe.

Aktuell arbeiten rund 160000 Beschäftigte für den thyssenkrupp Konzern in über 80 Ländern. Den größten Ergebnisanteil liefert derzeit mit rund 40% die Aufzugsparte, etwa je 20% trägt Automotive und Werkstoffhandel bei. Die wettbewerbsintensive und konjunkturabhängige Stahlsparte spielt eine immer unwichtigere Rolle im Konzern und soll deswegen in einem Joint Venture mit Tata Steel ausgegliedert werden, um damit Kosten und Risiken zu senken und Synergien zu heben. Das neue Stahlunternehmen wäre mit 48000 Mitarbeitern und 15Mrd. Umsatz dann die Nummer 2 in Europa hinter ArcelorMittal. Für den vom Stahl befreiten thyssenkrupp Konzern wäre dann der Weg frei zu einem modernen Technologieunternehmen mit entsprechend höherer Aktienbewertung. Bei den Stahlarbeitern dürfte die Stahlfusion gemischte Gefühle auslösen, auf der einen Seite entsteht ein stärkeres Unternehmen welches den chinesischen und koreanischen Billiganbietern besser trotzen kann und 48000 Arbeitsplätze sichert, aber auf der anderen Seite auch rund 4000 Arbeitsplätze kosten wird. Noch blockieren Gewerkschafter und Betriebsrat die Stahlfusion, was aber weniger an der Sinnhaftigkeit liegt, sondern eher daran dass das neue Unternehmen in Holland sitzen soll, und damit die Gewerkschaft ihre Macht verlieren könnte.

Zuletzt wurde 0,15Euro je Aktie als Dividende ausgeschüttet, was in etwa einem Viertel des Gewinns entspricht. Der Umbau der Essener zum Technologiekonzern bietet Phantasie und Aussicht auf geringere Verschuldung, höhere Gewinne und einer zukünftig höheren Dividende und Dividendenrendite.

Die Deutschlandrente ist via Indexfonds in thyssenkrupp investiert. Die Kurzinformation ist jedoch nicht als Kauf- oder Verkaufsempfehlung zu verstehen, sondern dient lediglich zur allgemeinen Information.